Geschichte der Schnitzelbanken

Eine Schnitzelbank ist eine Zusammenstellung kurzer Verse, die meist rhythmisch oder gesanglich vorgetragen werden und die Zuhörer mit der humorvollen Schilderung aktueller oder allgemein menschlicher Vorkommnisse erheitern sollen. Besondere Schwierigkeit und Reiz bestehen darin, ein Thema bei der Zuhörerschaft in sehr wenigen Worten anzusprechen und ihm mit einer Pointe eine verblüffende Wendung zu geben: in je kürzeren und wenigeren Zeilen das bewerkstelligt wird, desto höher ist die Kunst des Schnitzelbänklers. Oft wird der Vortrag mit einem oder wenigen Musikinstrumenten begleitet, und meist zeigen die Schnitzelbänkler vor und zu den einzelnen Versen dazugehörige Plakate (Helgen), welche ins Thema des Verses einführen, die Pointe aber nicht vorwegnehmen dürfen. Schnitzelbänke stehen in der Tradition des Bänkelsangs. Historische Grundzüge zu Bänkel- und Moritatensängern im 17.-19. Jhdt. zur heutigen Schnitzelbank wurden wegen der Affinität zum Spott mehrfach angeführt, jedoch konkrete, etymologische Belege hierzu blieben bisher aus.

Lange Schnitzelbanktradition


Erste Hinweise auf Schnitzelbankgruppen an der Churer Fasnacht liegen aus dem Jahre 1924 vor. Im Bild eine Schnitzelbankgruppe des FC Chur, aufgenommen im Jahre 1929. Hier eine Kostprobe ihrer Bänkelverse:

Conditor mit einer Maid
Spaziert bei Rohrer’s Garten,
Lauernd in der Dunkelheit
Fünf Weiber auf ihn warten,
Wutschnaubend kommen sie heran
Verschlagen ihm die Rippen.
Drum merk dir’s süsser Mann
Meid Welsche-Dorf-Xantipen.

Geregelte Schnitzelbankauftritte seit 1989

Vor 1989 zogen einzelne Schnitzelbankgruppen durch die Churer Gassen und sangen gegen den Lärm in den Lokalen an. Ihre Darbietungen wurden von vielen freudig aufgenommen und als Bereicherung der Fasnacht empfunden. Je höher der Alkoholpegel jedoch stieg, umso beschwerlicher wurde es, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erreichen. 1989 schickte sich Philipp Schällibaum mit einigen Männerchörlern an, einen eigentlichen Schnitzelbankabend jeweils am Fasnachtsmontag im Saal des Hotels Drei Könige durchzuführen. Was klein mit etwa 50 Zuhörenden begann, fand in den folgenden Jahren immer mehr Zulauf. Die Schnitzelbankgruppen traten bald in mehreren offiziellen Schnitzelbanklokalen auf. Das Publikum – mit den lokalen Begebenheiten vertraut und politisch interessiert – war zum Zuhören gekommen und boten den Schnitzelbankgruppen mit ihrer Aufmerksamkeit eine ideale Plattform, die hiesige Prominenz durch den Kakao zu ziehen und die Ereignisse des vergangnen Jahres zu karikieren.